Unsere kleine Welt auf dem Bännjerrück: aus den Erinnerungen meiner Mutter.

Ich bin ein „Kind“ des Bännjerrücks, habe einen Teil meiner Kindheit und meine Schulzeit hier verbracht bevor ich hinauszog.

Meine Mutter aber ist hier geblieben und hat sich viele Gedanken gemacht, erst über mich, dann über ihre Enkelkinder und schließlich über Gott und die Welt. Und sie hat viele Erinnerungen an Menschen, die ihr jeden Tag begegneten und an einen Bännjerrück, wie ihn die meisten sicher nicht mehr kennen. Was nun folgt sind Auszüge aus den Gedanken und Erinnerungen meiner Mutter, erzählt mit ihren Worten, an denen mir gefällt, was zwischen den Zeilen steht.

– – – „Manches Herrliche der Welt / Ist im Krieg und Streit zerronnen. / Wer beschützt und erhält / Hat das schönste Los gewonnen.“ (Johann Wolfgang von Goethe 1826) – – – „Wie sehr wünscht man sich (eher insgeheim), das Gute auf dieser schönen Welt (und unserem Bännjerrück) zu bewahren, und wenn dies nicht gelingt, wieder neu zu entdecken.

Und so beginne ich, wie man ein Märchen beginnt: Es war einmal… …eine kleine Familie, die 1965 von der Innenstadt auf den Bännjerrück zog und drei Birken hinterm Haus pflanzte, auf eine schöne neue Zeit in ihrer schönen neuen Welt hoffend. Damals ahnten die Eltern noch nicht, dass es ihr Kind Jahre später in die große Welt ziehen würde, zu Menschen, die ganz viele Bäume pflanzten, um anderen Menschen zu helfen, dort, in Afghanistan. Die drei Birken haben gewurzelt, doch was ist aus jenen in der Ferne geworden? … Die Welt und Natur verändert sich jeden Tag und wir stehen ihr nicht nach. Gern erinnere ich mich, als damals die kleine Einkaufszeile noch jung und voller Schwung und Leben war, fast täglich kauften wir ein. Im Café Schäfer gab es, wie heute, die feinsten und leckersten und verführerischsten Torten. Wir bewunderten Frau Schäfer sehr, die von früh bis spät stets freundlich, harmonisch, gediegen das Geschäft führte. Damals konnte man im Café noch ein Tänzchen wagen. Im immer sehr gut besuchten Frisiersalon, da war eine einmalige Familienatmosphäre. Mit Herrn und Frau Heitzmann konnte man sich angenehm anregend unterhalten und sich an den individuell zauberhaften Frisuren erfreuen; es kamen auch gut aussehende und gepflegte Amerikanerinnen in den Salon.

In der Drogerie boten Herr und Frau Kompa all die Dinge an, die damals einzigartig auf dem Bännjerrück waren, nicht zu vergessen ihre fachmännisch sehr gute Beratung und der vielseitige Gedankenaustausch mit ihnen. Bei Herrn Clemens im Lebensmittelgeschäft gab es stets ein reichhaltiges, einladendes, frisches Warenangebot. Da wusste man gleich: das koche ich heute. Und auch zum Nachtisch war immer etwas Besonderes zur Stelle. Als Zuschlag hörte man dann manch klares Wort über den Sonntagsausflug im Sport und manche Anekdoten zum Schmunzeln. In der Fleischerei Röber gab es geschmackwürziges vom Schlachtfest und Hausmacher Wurst frisch auf den Tisch. Herr und Frau Röber fuhren gern in Urlaub, wir auch, Reisen nach Frankreich und Italien waren „in“. Es war eine Freude, mit ihnen zu sprechen, so offen und urlaubslustvoll konnten wir uns gut austauschen…“ Ich wünsche den Menschen in unserem Stadtteil eine beschützte gute und erhellte Zukunft.

Autor: U. A. Steding