Zum Tag des offenen Denkmals 2020 präsentiert der Bürgerverein Bännjerrück/Karl-Pfaff-Siedlung e.V. Kaiserslautern den Menhir auf dem Bännjerrück  –  Gegenwart trifft auf Vergangenheit.

Auf dem Bännjerrück in Kaiserslautern steht ein Denkmal, das der Geschichtsvergessenheit trotzt und wert ist, neu bedacht zu werden. Es ist der Menhir auf dem Bännjerrück. Dieser Monolith hat das Potential, kraft seiner Existenz Vergangenheit in die Gegenwart zu holen, und diese aus einer Tiefe, die bis weit in die noch schriftlose Vorgeschichte der Menschheitsgeschichte reicht, bis zur Neolithischen Revolution. Gemeinsam mit anderen Menhiren in der Umgebung zählt der Menhir auf dem Bännjerrück zu den zahlreichen mehr oder weniger imposanten Steinsetzungen der Megalithkultur, die man im gesamten westeuropäischen Raum und rund um das Mittelmeer vorfindet. Sie stammen aus der Jungsteinzeit und sind von Menschen aufgestellt worden, deren Herkunft und Namen wir nicht kennen. Ebenso wenig wissen wir um die Gründe, die zur Aufrichtung dieser Steine geführt haben. Trotz ihrer unterschiedlichen Ausprägungen zeugen sie von einem erstaunlich einheitlichen Weltbild. Sie bleiben rätselhafte Zeugen einer versunkenen Welt.

Ihr Vermächtnis bekundet aber, dass sich vor etwa 5 000 Jahren Menschen auch schon in unserem Raum aufgehalten und hier über längere Zeit gelebt haben. Es war die Zeit der Wende, in der sich das bis dahin nomadenhafte Leben als Jäger und Sammler zugunsten eines Sesshaftwerdens vor Ort wandelte. – Diesen Menschen muss die Umgebung von Kaiserslautern offensichtlich gut gefallen haben, denn hier häufen sich die Standorte von Menhiren. Auf städtischem Gebiet standen einst drei – zwei sind verschollen – und im näheren Umfeld stehen im Wald verborgen noch weitere vier Steinmale. Der Menhir auf dem Bännjerrück steht in der Halleschen Straße. Er ragt 145 cm aus dem Boden. Seine Gesamtlänge beträgt 185 Zentimeter. Er ist von säulenförmiger Gestalt und am oberen Ende bearbeitet. Umfänglich ist er beidseitig 84 cm breit und 46 cm dick. Im oberen Bereich wurden in späterer Zeit die Buchstaben „B. St.“ (wahrscheinlich die Kürzel für Bännjer Straße) und die Jahreszahl „1842“ sowie eine Umrahmung eingemeißelt. (Für die eigentliche Wertschätzung des Denkmals sind diese nachträglich erfolgten Einritzungen nicht von Belang.)
Allerdings steht der Menhir nicht mehr am ursprünglichen Standort. Während der Bebauungsphase des Bännjerrück in den Nachkriegsjahren war der Monolith ausgelagert und später an anderer Stelle wieder aufgestellt worden. Er wurde leider versetzt. Der ursprüngliche Standort befindet sich, einige hundert Meter östlich, an der jetzigen Leipziger Straße und zwar an der westlichen Einfahrt zum Parkplatz an der Ladenzeile. An dieser Stelle dehnt sich heute eine etwas erhöhte, langgezogene, öffentliche Grünfläche aus, die auf der einen Seite von Baumbestand und auf der anderen von einem niederen Mäuerchen umfriedet ist. Während der Ausgrabung des Menhirs wurden im Umfeld keine weiteren Funde gemacht, die auf ein eventuell vorhandenes Gräberfeld und einen entsprechenden Ahnenkult hätten schließen lassen. Andere Bedeutungsgehalte wie Sonnen- oder Götterkult sind denkbar. Vor knapp dreißig Jahren kamen bei Ausgrabungen in der Stadtmitte, die bekanntlich in der Lauterer Senke am Ufer der dort noch jungen, aber unterirdisch geführten Lauter liegt, interessante Funde zutage, und zwar Siedlungsspuren von sogenannten Langhäusern. Bei dieser Siedlungsform handelte es sich um jenen frühesten, jungsteinzeitlichen Hausbautyp, der genügend Raum für Wohnung, Viehhaltung und Vorratsspeicherung bot.

(Die Dokumentation der Ausgrabung kann im Stadtmuseum besichtigt werden.)

Diese Siedlungsspuren im Tal ergänzten sich mit dem Menhir auf dem Berg. In gut einer Stunde war er fußläufig erreichbar und bot Platz für Festlichkeiten und einen reizvollen Ausblick in die nördliche Hügellandschaft. Der Menhir säumte einst einen Höhenweg, wie Heimatforscher herausgefunden haben. Möglicherweise handelte es sich hier um einen uralten Handelsweg, über den in früherer Zeit das Salz aus dem Lothringischen an den Rhein befördert wurde. Im Mittelalter nutzten die Bewohner der Ortschaft Bann diesen Pfad, um ihre bäuerlichen Produkte auf den Marktflecken in Lautern zu tragen bzw. um in den Minen von Erzhütten nach Eisenerz zu schürfen. (Die Namen „Bännjerrück“ und „Bännjer Straße“ erklären sich daher selbst.) Der Menhir hat im Laufe seiner fünftausendjährigen Geschichte unterschiedliche Bedeutungsgehalte erfahren. Aufgestellt wurde er anfänglich aus uns nicht bekannten Gründen. Den Kelten, die sich erst sehr viel später in dieser Region niederließen, galt der Menhir als „Göttersitz zum Zwecke der heiligen Wegewacht“. Im Mittelalter war der Menhir den Pendlern zwischen Bann und Kaiserlautern ein Orientierungspunkt und willkommener Rastplatz. Heute steht der Menhir unscheinbar und kaum beachtet in einer Sackgasse, unmittelbar vor der Haustür einiger Anwohner und umgeben von Wohnhäusern, Garagen und Parkplätzen. Welchen Wert man ihm heute beimisst, bleibt abzuwarten. Als Impulsgeber, um Geschichte einmal aus seiner Perspektive zu reflektieren, bietet er sich jedenfalls an. Und dies kann spannend sein. Das älteste Denkmal der Stadt dürfte er ohnehin sein. Für Jungfotograf Béla ist er jedenfalls schon Mal ein Foto wert.


Text/Fotos: Irmgard Kompa, Bürgerverein
Quellen:
Ernst Christmann, Menhire und Hinkelsteine in der Pfalz, Verlag Historisches Museum Speyer, 1946
Heinz Friedel, Kaiserslautern – Von den Anfängen bis zur Reichsgründung,
Geschwister Schmidt Verlag Kaiserslautern, 1995